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Endlich haben wir uns persönlich getroffen - in Greenshowroom in Berlin

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Dass sie Modedesignerin werden möchte, war Maria Seifert schon sehr früh klar. Damit lebt die Leipzigerin den Traum vieler junger Mädchen. Dass Mode keine Spielwiese für Träumer ist, sondern knallhartes Business, ist der sympathischen 34-Jährigen längst bewusst. Und sie scheint alles richtig gemacht zu haben. Denn mit ihren zeitlosen, nachhaltig produzierten Lieblingsstücken, hat Maria Seifert sich einen festen Kundenstamm aufgebaut. Statt ständig neue Kollektionen auf den Markt zu werfen, setzt sie auf eine clevere Basic-Collection mit Lieblingsstücken wie der Hose „Lotta“, die immer wieder in neuen Farben und Materialien, ganz neu im Herbst-Winter 2017 in Wolle, die Kollektion bereichert. Oder – einer meiner absoluten Favoriten – ein freundlich-gelber A-Linien-Rock. Oder die luftig-leichte, himmelblaue Bluse, oder das Piqué-Shirt „Elly“… Kurzum: Ich bin ein echter Fan von Maria und ihrer Mode. Ich habe sie in Berlin getroffen und mit ihr über zeitlose Lieblingsstücke, Familie, ihre Inspirationsquellen und die Herausforderung als Mutter und Designerin gesprochen.

Maria Seifert

Eines von vielen Lieblingsteilen aus der nächsten Kollektion

Interview mit Maria Seifert

my-GREENstyle.com: Du gehörst ja quasi zu den „Greenshowroom Dinosauriern“ und warst schon damals im „Hotel Adlon“ dabei. Dann hast Du ein paar Saisons ausgesetzt und bist jetzt zurückgekehrt. Was hat Dich dazu bewegt?
Maria Seifert: Ursprünglich habe ich auf der Innatex gezeigt und anschließend auf der Ethical Fashion Show. Dann wurde ich eingeladen auf dem Greenshowroom zu zeigen. Ich hatte bewusst ein Jahr Messepause eingelegt und mich umgeschaut, welche Messe für am besten funktioniert, weil auch viele konventionelle Läden meine Kollektionen gut finden und ich auch dort meinen Kundenstamm ausbauen möchte. Aber der Greenshowroom ist für mich definitiv die beste Plattform. Das Ambiente ist am schönsten: Es ist elegant und wunderbar schlicht. Mir gefällt die Urbanität und die hohe Qualität der Aussteller. Für mich als Aussteller ist auch die Konkurrenz sehr wichtig. Und die ist beim Greenshowroom sehr stark.

Der Greenshowroom ist für mich definitiv die beste Plattform.

my-GREENstyle.com: Liegt denn die Kreativität bei Dir in der Familie?
Maria Seifert: Mein Background ist ziemlich kreativ: Meine Großmutter war Designerin. Sie hat erst eine Schneiderausbildung gemacht und dann das Designstudium drangehängt. Mein Großvater war Opernsänger an der Leipziger Oper. Der Rest meiner Familie kommt eher aus dem technischen Bereich. Mein Bruder und seine Frau arbeiten bei einem großen Automobilkonzern, meine Mutter ist Ingenieurin, mein Vater ist beim Umweltschutzamt. Mir wurde beides 50:50 vererbt. Ich lebe also irgendwie zwischen den Welten. Da gibt es immer einen kleinen inneren Disput…

Maria Seifert

Okay, dieser Mantel ist spätestens im Herbst fällig! Anprobiert habe ich ihn ja schon 🙂

my-GREENstyle.com: Du hast schon sehr früh gewusst, dass Du Modedesignerin werden möchtest. Würdest Du heute nochmal alles genauso machen?
Maria Seifert: Die Frage ist gemein (lacht). Ich sage ganz ehrlich: Nein. Wenn ich es mir nochmal raussuchen könnte, würde ich eher in den wissenschaftlichen Bereich gehen. Kunstgeschichte hat mich immer schon sehr interessiert.

Ich war damals blauäugig, wie meine Eltern sagen, aber maximal motiviert.

Aber ich liebe meinen Beruf. Und so wie es jetzt ist, ist alles fantastisch. Aber der Weg war sehr hart und steinig. Ich habe viel in Kauf genommen und wahnsinnig viel Engagement aufgebracht. Aber ich habe viel Erfahrung gesammelt und bin jetzt an einem Punkt angekommen, wo es sich so einschleift und läuft. Ich habe als Designer eine Vision, ich habe das Kundenfeedback, ich habe meinen Marktplatz gefunden und den gilt es jetzt auszubauen.

my-GREENstyle.com: Was hast Du rückblickend für Dich mitgenommen?
Maria Seifert: Ich habe auf dem Weg sehr viel gelernt und es hat mir menschlich sehr viel gebracht. Durchsetzungsvermögen, man eignet sich viele verschiedene Skills von PR bis Schnitt und Design an, ich bin in einem Unternehmen sehr großflächig einsetzbar. Das ist sehr schön und macht mich sehr stolz. Aber der harte Weg – hätte ich das im Vorfeld gewusst – ich wäre zu feige gewesen diesen Weg einzuschlagen.

Meine Eltern sind stolz wie Bolle.

my-GREENstyle.com: Hast Du einen Tipp für Modebegeisterte, die den gleichen Plan haben wie Du?
Maria Seifert: Ich würde allen Interessenten raten auf ihr Bauchgefühl zu hören und sich zu fragen „was möchte ich?“. Es gibt heutzutage so wenig Stellen und Perspektiven in diesem Bereich, deswegen muss man sich bereits vor dem Studium darüber im klaren sein, was man wirklich möchte.

Mein Fazit: Wo will ich hin, was will ich später machen. Und dann gezielt darauf zuarbeiten.

Man muss von der ersten Sekunde professionell an das Thema herangehen. Wenn man beispielsweise in die Industrie möchte, muss man sich entsprechend ausrichten. Man muss viele Praktika machen, darf sich nicht ausschließlich auf das Design konzentrieren. Genauso, wenn man Mode PR machen will. Man muss sich sehr früh ganz klar fokussieren. Viel Raum zum Träumen bietet das Mode-Business leider nicht mehr…

Maria Seifert

Unkompliziert und einfach gut

Träumen ist in der Mode leider nicht mehr drin

my-GREENstyle.com: Du hast eine achtjährige Tochter. Wie schaffst Du es den Modedesign-Job mit eigenem Label und Kind unter einen Hut zu bringen?
Maria Seifert: Seit fünf Jahren bin ich alleinerziehend und das ist tatsächlich eine große Herausforderung. Natürlich war das neben meinem Wunsch nach Entschleunigung auch ein Grund warum ich von Berlin wieder nach Leipzig zurückgezogen bin. Meine ganze Familie lebt in Leipzig. Und die ist für mich eine enorme Entlastung. Der Job wie ich ihn gerade mache funktioniert nur mit meiner großen Familie im Rücken.

Und ich muss Kompromisse machen: Ich habe jetzt zum Beispiel ein Atelier, das an die Wohnung angeschlossen ist. Ich kann nicht so expandieren, wie es mir wünsche, weil ich auch für mein Kind da sein möchte, die Hausaufgaben mitbetreuen möchte, entspanntes Frühstück machen möchte. Hut ab auch vor unseren Kindern.

So sehr ich meinen Job liebe – ich möchte für meine Tochter da sein.

my-GREENstyle.com: Was erdet Dich?
Maria Seifert: Meine Familie. Und ich habe einen Rückzugsort im Harz. Spätestens alle zwei Monate muss ich mal komplett raus. Da kann man die Uhr nach stellen. Kein Handy, kein nichts. Nur Wald. Familie. Kind. Wandern gehen. Sport. Lesen. Und wenn ich zurückkomme ist alles wieder gut.

my-GREENstyle.com: In der Vergangenheit hast Du Röcke aus alten Armeedecken produziert, Futterkleider aus Cellulosefasern hergestellt. Ist Upcycling auch aktuell ein Thema für Dich?
Maria Seifert: Ich habe gerade eine eigene Upcycling-Kollektion entworfen. Dafür arbeite ich mit wunderbar farbenfrohen alten Saris, die ich von einer Frauenkooperative bekomme. Ich arbeite mit Stoffen aus Überproduktion, Stoffresten etc. Das Thema ist sehr, sehr spannend.

Zeitloses Design interessiert mich am meisten

my-GREENstyle.com: Experimentierst Du mit dem Thema Nachhaltigkeit, oder hast Du Deinen Weg gefunden?
Maria Seifert: Ich denke, dass ich meinen Weg für die Collections-Linie gefunden habe. Das Experiment ist die Upcycling-Linie. Aber ich bin für alle Dinge offen sofern sie in den Alltag integrierbar sind. Nachhaltige technische Funktionen würde ich nur bedingt in die Kollektion übernehmen. Außer es hat einen ganz bodenständigen Charakter.

Maria Seifert

Ich liebe die unfassbar entspannten Looks von Maria Seifert

my-GREENstyle.com: Mit welchem Material würdest Du gerne mal arbeiten?
Maria Seifert: Besonders spannend finde ich Funktionsmaterialien. Für die nächste Herbst-/Winterkollektion ist ein Steppmantel im Gespräch, den ich gerne selber steppen lassen möchte. Das Obermaterial soll aus recyceltem Polyester o.ä. sein.

Trendrecherche ist auch nicht mein Ding. Ich arbeite mit einer Basic-Kollektion

my-GREENstyle.com: Wo findest Du Deine Inspiration?
Maria Seifert: Eigentlich habe ich keine direkte Inspirationsquelle. Natürlich habe ich Zeitungen zu Hause und gehe auch gerne ins Museum, aber dafür habe ich nicht genug Zeit. Trendrecherche ist auch nicht so mein Ding, weil ich ja mit einer Basic-Kollektion arbeite. Aber ich liebe alte Schnitte. Meine Mutter hat eine alte „Burda Moden“-Sammlung von meiner Großmutter. Da probiere ich gerne Schnitte aus und passe sie an. Ansonsten sprudelt das so aus mir heraus.

my-GREENstyle.com: Und wie gehst Du an eine neue Kollektion heran?
Maria Seifert: Meine Ideen sammle ich in meinen Skizzenbüchern, die ich jede Saison wieder neu durchsehe. Ich schöpfe aus meinen alten Entwürfen und da ist noch jede Menge da.

Die Vergangenheit ist für mich eine große Inspirationsquelle

my-GREENstyle.com: Welchen Mode-Designer würdest Du gerne mal treffen?
Maria Seifert: Phoebe Philo von Céline. Sie spielt so krass mit modernen Schnitten, Urbanität und Tragbarkeit – das ist einfach fantastisch.

Maria Seifert

Und noch ein echtes Lieblingsteil…

my-GREENstyle.com: Was finden wir in Deinem Kleiderschrank für Lieblingsstücke außer Maria Seiffert Collection?
Maria Seifert: Viel Hessnatur. Gerade habe ich zwei Pullover bei Grüne Erde bestellt. Jeans kaufe ich gerne Second Hand.

my-GREENstyle.com: Wann hast Du das letzte Mal ein nicht-nachhaltiges Kleidungsstück gekauft und welches?
Maria Seifert: Das ist tatsächlich schon ziemlich lange her.

my-GREENstyle.com: Vegane Mode – ist das ein Thema für Dich?
Maria Seifert: Ein Großteil der Kollektion ist tatsächlich vegan. Mindestens 70 Prozent.

Über 70 Prozent meiner Kollektion ist vegan

my-GREENstyle.com: Was bedeutet Mode für Dich?
Maria Seifert: Tragbarkeit, Stil, Kombinationsvielfalt, Freiheit. Die Möglichkeit seine Persönlichkeit unterstreichen zu können. Dass man ausflippen kann.

my-GREENstyle.com: Das Thema, um das es hier auf dem Greenshowroom geht hat viele Namen – nachhaltig, grün, slow… Welcher Begriff beschreibt diese Form von Mode am besten?
Maria Seifert: Ich finde sustainable und conscious sehr gut. Das ist sehr international. Allerdings bewerte ich das nicht.

In Mode muss man sich einfach Zuhause fühlen.

my-GREENstyle.com: Und wie findet das Thema Nachhaltigkeit in Deinem Privatleben statt?
Maria Seifert: Konsequent. Ich bin sehr nachhaltig erzogen worden. Keine Ahnung, wann es das letzte Mal gekauftes Brot bei meiner Mutter gegeben hat. Freunde von uns haben eine Mühle. Da kaufen wir das Mehl ein. Unsere ganze Infrastruktur ist sehr auf Selbermachen ausgelegt. Und auf das Überdenken der nächsten Schritte. Ich schaue mir Stromkosten, Heizkosten etc. an. Nicht um Geld zu sparen, sondern Energie. Ich kaufe sehr bewusst ein. Fertigprodukte haben bei mir keinen Platz. Lokal ist ein großes Thema – wir haben sehr viele Bauernhöfe. Konventionelle Milch kommt bei mir nicht auf den Tisch.

Danke, Maria, für das inspirierende und kurzweilige Gespräch!

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