An den Knitwear-Darlings von Karin Fraidenraij kommt man einfach nicht vorbei. Denn die kuschelweichen Stricklieblinge aus Lama- und Alpakawolle mit ihren tollen Farben, mit frischen Streifen und frechen Fransen ziehen einen magisch in ihren Bann. Entspannte Ringelpullis, wohlig-wärmende Capes und Ponchos, überlange Lieblingspullis aus ungefärbter Wolle… Und nicht zu vergessen die Kissenhüllen, Lampenschirme & Co. die mit XL-Nadel von Hand gestrickt werden. Kurz: Ich war schon beim Erstkontakt mit KARINFRAIDENRAIJ blitzverliebt. Und bin es immer noch.
KARINFRAIDENRAIJ – kunstvolle Lieblingsteile aus kuscheligem Strick
Vom ersten Moment an war klar, dass ich diesen Lieblingsstücken nicht zum letzten Mal begegnet bin. Inzwischen habe ich ein Labelporträt geschrieben, habe einen ihrer Ringelpullover als festen Bestandteil meiner Fairfashion-Garderobe und habe Karins herrlich verwinkeltes und unglaublich gemütliches Atelier in Altschwabing besucht. Hier habe ich erst Mal einen leckeren Mate-Tee aus ihrer argentinischen Heimat serviert bekommen. Wer genau hinsieht, wird das Muster dieser Blätter auch in ihren Strickkollektionen wiederfinden. Und dann haben wird uns über Tanzen, Modeln, Stricken und natürlich über die Nachhaltigkeit ihrer Kollektion unterhalten.
Karin Fraidenraij – im Gespräch mit der Knitwear-Königin
my-GREENstyle: Du hast eine Tanzausbildung und hast als Model gearbeitet…
Karin Fraidenraij: Seit ich 12 Jahre alt bin mache ich freien Tanz. Auf der Tanzschule habe ich dann mit Freundinnen eine Gruppe gegründet. Wir haben mit Künstlern zusammengearbeitet, haben unsere Kostüme selber gemacht. Damals, kurz nach der Militärdiktatur, war der Underground in Buenos Aires hoch im Kurs. Es gab keine Zensur mehr und ich habe es geliebt meine Kreativität auszuleben. Parallel habe ich als Model gearbeitet.
my-GREENstyle: Wie kam es zu Deiner Entscheidung an der AMD Mode zu studieren?
Karin Fraidenraij: Meinen Mann habe ich in Argentinien kennenlernt. Zwei Jahre nach der Hochzeit sind wir in seine deutsche Heimat gezogen. Hier habe ich schnell Modeljobs bei Ella Singh, Escada & Co. bekommen, bin viel gereist. Aber ich wollte wieder etwas Kreatives machen. Und ich liebe Mode. So bin ich auf die AMD in München aufmerksam geworden.
my-GREENstyle: Damals hattest Du schon deinen Sohn…
Karin Fraidenraij: Ja, den habe ich morgens in den Kindergarten gebracht und bin dann zur Schule gegangen. Nachmittags haben wir seine Hausaufgaben gemacht. Abends und am Wochenende habe ich mich an meine Aufgaben für mein Studium gesetzt. Das hätte ich ohne die Unterstützung meines Mannes nicht geschafft. Das war ganz schön viel. Aber ich bin sehr ehrgeizig und ich konnte und wollte mir keine Pause gönnen.
my-GREENstyle: Du hast ein Stricklabel mit traumhaften Lieblingsstücken. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Dich auf Strick zu konzentrieren?
Karin Fraidenraij: Als Tänzerin liebe ich elastische Stoffe. Für meine Diplomarbeit mit dem Thema „Heimat“ habe ich dann die in Südamerika traditionelle Lama- und Alpakawolle ins Spiel gebracht. Dieses Material war damals in Deutschland noch nicht so bekannt, obwohl es fantastische Eigenschaften hat. Es ist wenig allergen und dank der langen Haare der Lamas pillt die Wolle kaum. Einer meiner Lieblingsfilme ist „In the Mood for Love“ von Wong Kar-Wai. Und so habe ich das Material aus Südamerika mit asiatisch inspirierten Schnitten in Verbindung gebracht. Das Ergebnis war meine Abschlusskollektion „La Cruz del Sur“.
Strick hat mit Netzen und Verbindungen zu tun. Mit Geborgenheit.
my-GREENstyle: Und wann hast Du beschlossen ein Label zu gründen?
Karin Fraidenraij: Den Gedanken mit dieser Kollektion weiterzumachen hatte ich schon an der AMD. Dort habe ich auch das Logo entworfen. Anfangs habe ich mich „La Cruz del Sur“ genannt. Aber den Namen gab es schon so oft. Und weil mich diese besonders langen, zusammengesetzten deutschen Worte so begeistert haben, habe ich das Label in KARINFRAIDENRAIJ umbenannt.
my-GREENstyle: Wie würdest Du Dein Label in zwei bis drei Sätzen beschreiben?
Karin Fraidenraij: Ich verarbeite Luxusgarn zu einem Mix aus japanisch-südamerikanisch-europäischen Silhouetten. Ich versuche mit meinen Designs immer einen Mittelpunkt zu finden. Das Beste von allem zu einem neuen Ganzen zusammensetzen. Ich verbinde das Schöne aus Südamerika mit dem cleanen Chic aus Deutschland und den speziellen asiatischen Schnitttechniken wie die weiten Kimonoärmel. Eine globale Kollektion quasi.
Kunstvoller Mix aus japanisch-südamerikanisch-europäischen Silhouetten
my-GREENstyle: Was bedeutet Nachhaltigkeit für Dich?
Karin Fraidenraij: Nachhaltigkeit ist für mich als Südamerikanerin ganz natürlich. In Südamerika ist alles etwas organischer. Die Kühe laufen frei. Man richtet sich mehr nach der Natur und versucht nicht so sehr in sie einzugreifen. Südamerika ist nicht so übervölkert. Man kann stundenlang durch das Land fahren und hat nur Natur, Natur, Natur. Was habe ich für ein Glück, dass ich so eine Heimat habe.
In Südamerika richtet man sich nach der Natur und greift nicht so sehr in sie ein
my-GREENstyle: War Dir von Anfang an klar, dass Du nachhaltig produzieren willst?
Karin Fraidenraij: Das Thema Strick stand zuerst. Aber ich fand es großartig, dass sich das Thema Nachhaltigkeit so gut einbringen ließ. Lama- und Alpakawolle sind natürliche Materialien. Und mir macht es sehr viel Spaß mit Frauen zu arbeiten, die durch ihre Jobs mehr Selbständigkeit bekommen.
my-GREENstyle: Und wie sieht das konkret aus?
Karin Fraidenraij: Die Leute, mit denen ich arbeite recyceln das Wasser mit der die Wolle gewaschen wurde. Die Frauen, die ich beschäftige, dürfen ihre Kinder mit zur Arbeit bringen. Oder nehmen die Arbeit mit nach Hause. Es gibt so viele Möglichkeiten fair und nachhaltig zu arbeiten.
Nachhaltigkeit ist eine Frage des Bewusstseins
my-GREENstyle: Was macht für Dich persönlich einen nachhaltigen Lebensstil aus?
Karin Fraidenraij: Nachhaltigkeit ist eine Frage des Bewusstseins. Alles ist eine Konsequenz der eigenen Einstellung. Ich liebe Mode. Und trage ich viele Teile aus meiner eigenen Kollektion. Aber wenn ich etwas kaufe, überlege mir ganz genau, ob ich es auch wirklich brauche. Und ich achte auch darauf woher die Sachen kommen.
my-GREENstyle: Was war das erste Stück, das Du selbst gestrickt hast?
Karin Fraidenraij: Mit meiner Oma habe ich früher gehäkelt. T-Shirts aus Baumwolle für den Sommer. Eigentlich waren das zwei Vierecke, die man zusammengenäht hat.
Mit meiner Oma habe ich früher T-Shirts gehäkelt
my-GREENstyle: Und welches das letzte?
Karin Fraidenraij: Für mein Label mache ich immer noch einige Teile selber. Lampenschirme, Überzieher für Vasen und manche Schals. Ich denke nicht in Techniken, ich fühle mich frei und gehe einfach an das Thema ran. Ich probiere was ich möchte, ich experimentiere und ich mache Dinge, von denen andere sagen, dass das nicht klappen würde. Alles ist total intuitiv. Und das kommt an.
my-GREENstyle: Inzwischen hast Du auch eine wunderbare Living-Kollektion. Was steht denn als nächstes auf Deiner Agenda?
Karin Fraidenraij: Ich habe immer wieder neue Ideen. Jetzt werde ich mal etwas mit ganz dicker Wolle machen.
my-GREENstyle: Wo siehst Du dein Label in zehn Jahren?
Karin Fraidenraij: Meine Kollektion hängt jetzt auch in Japan. Tokyo fasziniert mich unfassbar. Während meiner Zeit als Tänzerin war ich schon da. Die Straße ist ein echter Laufsteg. Und ich bin sehr stolz, dass meine Sachen dort sind. Ich freue mich sehr, wenn meine Sachen an einem Ort sind, der mir gefällt. Vielleicht gibt es sie ja in zehn Jahren auch in meiner Heimat in Südamerika.
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