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Franziska Zobel möchte mit ihrer Arbeit inspirieren und Mut machen

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Um es kurz zu machen: Franziska Viviane Zobel hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre XL-Kreativität mit einer nachhaltigen Denkweise zu kombinieren. Für sich. Und für uns. Sie liebt schöne Dinge, die die Welt besser machen. Und da haben wir etwas gemeinsam. Ich versuche das mit nachhaltiger Mode. Franzi mit nachhaltiger Gestaltung und Papeterie. Für ihr Label franzizo genauso wie für nachhaltige Kunden wie i+m Naturkosmetik, goood mobile, einige Verlage oder das FEMboss Festival entwirft und zeichnet sie mit ihrem ganz persönlichen, maximal wiedererkennbaren Stil. So schön, dass sie unter anderem auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis der Stiftung Buchkunst gelandet ist. Ich habe mit der Stuttgarterin über ihre (digitale) Arbeit (mit dem iPad), ihre Mission und ihre Wünsche für eine bessere Welt gesprochen.

Ein Gespräch mit Franziska Zobel über nachhaltige digitale Kreation

my-GREENstyle: Nur damit meine Leser*innen einen kleinen Einblick in dein Portfolio bekommen: Du illustrierst Postkarten, Bücher, Etiketten, machst Kissendesigns und Auftragsarbeiten für nachhaltige Marken wie i+m Naturkosmetik. Du gestaltest GIFs und Sticker, machst Handlettering… habe ich etwas vergessen?
Franziska Viviane Zobel: Eigentlich war schon alles dabei, außer dass ich seit vergangenem Jahr Workshops gebe. Zum Beispiel habe ich einen Online Workshop für die Jugendinitiative der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg organisiert. Dort habe ich Inhalte aus meinem Buch („Stell dir vor, die Zukunft wird wundervoll und du bist Schuld daran“, Komplett Media Verlag) vorgestellt und bin mit den Teilnehmern einen nachhaltigen Tag durchgegangen. Und wir haben versucht gemeinsam nachhaltig kreativ zu sein – das hat super funktioniert und wir haben gemeinsam online Siebdruck-Kunstwerke gemacht.

my-GREENstyle: Nachhaltige Illustratorin – das habe ich erstmals gehört, als Du mir begegnet bist. Was darf man sich darunter vorstellen?
Franziska Viviane Zobel: Das hat sich für mich einfach richtig angehört. Nur Illustratorin war mit zu wenig, weil mein Fokus auf der Nachhaltigkeit liegt. Es war für mich schlüssiger gleich zu signalisieren, dass ich Gestalterin bin, die kreative Auftragsarbeiten macht, diese aber mit einem nachhaltigen Mindset verknüpft.

Franziska Viviane Zobel

my-GREENstyle: Und wann hast Du damit angefangen?
Franziska Viviane Zobel: Nach dem Abi habe ich in München Kunst und Multimedia an der LMU studiert. Und nach einigen Semestern dann Kunstgeschichte, weil ich für mich rausfinden wollte ob ich praktisch kreativ sein möchte oder eher theoretisch. Ganz klar: Praktisch! Anschließend habe ich in Augsburg Kommunikationsdesign studiert. Noch während des Studiums habe ich angefangen Postkarten zu illustrieren und mein kleines Postkarten Label franzizo gegründet.

Schon damals habe ich nur mit Recyclingpapier und biologischen Farben gearbeitet.

Damals habe ich viel über Ökomessen wie den Heldenmarkt vertrieben. Schon damals habe ich Recyclingpapier genutzt und biologische, pflanzenbasierte Farben verwendet. Dort habe ich so tolle Rückmeldungen auf meine nachhaltige Arbeit bekommen. Als ich 2019 meinen Abschluss hatte bin ich ungeplant in die Selbständigkeit gerutscht. In Süddeutschland habe ich keine Agentur gefunden, wo ich meine Werte mit meinem kreativen Gestalten hätte vereinbaren können. Deshalb habe ich angefangen Aufträge anzunehmen. Und so ist alles ins Rollen gekommen…

my-GREENstyle: Wann ist das Thema Nachhaltigkeit für Dich persönlich wichtig geworden?
Franziska Viviane Zobel: Das kam vor allem durch meine Mama. Als mein Bruder und ich klein waren, hat meine Mama angefangen darüber nachzudenken was sie isst, was wir essen. Sie hat sich mit Biolebensmitteln und Ernährung auseinandergesetzt. Der Bioeinkauf war für mich als Kind schon ein Begriff.

Der Schrecken über die Massentierhaltung war für mich persönlich der Startschuss für mein
nachhaltiges Leben.

Nach dem Abi habe ich begonnen mich mit der Fleischindustrie auseinanderzusetzen und habe von heute auf morgen beschlossen, dass ich vegetarisch leben möchte. Einige Jahre später wurde daraus sogar ein veganer Lebensstil. Das war für mich, unabhängig von meiner Erziehung, der Startschuss, um mehrere Sachen zu hinterfragen. Was esse ich? Was ziehe ich an? Wie schminke ich mich? Und wie pflege ich mich? Naturkosmetik und faire Mode wurden mir wichtig. Später kamen Themen wie grünes Banking und grüne Politik dazu. Das ging schrittweise immer weiter. Das ist ja bei vielen Menschen so: Man beschäftigt sich erst mit den Themen, die einen unmittelbar betreffen und später mit dem großen Ganzen.

my-GREENstyle: Besetzt Du dieses Feld alleine oder gibt es auch andere Illustratoren, die sich auf das Thema Nachhaltigkeit spezialisiert haben?
Franziska Viviane Zobel: Nein, da bin ich nicht alleine. In den vergangenen zwei Jahren haben sich immer mehr Menschen in dieser Richtung auf dem Markt platziert. Aber es gibt wenige Gestalter, die den Hauptfokus so klar auf Nachhaltigkeit legen. Vor zwei Wochen habe ich von einem Kunden die Rückmeldung bekommen, dass die nach veganen Illustratoren gesucht haben. Ich lebe ja vegan, was auch in meine Nachhaltigkeitsthematik mit reinspielt. Die kamen auf mich, weil einige Suchmaschinen mich da unter den ersten Suchergebnissen anzeigen. Als vegane Illustratorin habe ich mich zwar nie bezeichnet, aber ich finde das total cool, dass mir Ecosia und Co. da so in die Karten spielen.

Franziska Viviane Zobel

© franzizo

my-GREENstyle: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit bewegen/erreichen?
Franziska Viviane Zobel: Mit meinen Illustrationen möchte ich zum Nachdenken anregen. Anderen Gestaltern Mut machen und ihnen zeigen, dass man sich auch nischig positionieren kann. Wenn man etwas Gutes tun will, kann man das in allen Lebensbereichen ausdrücken. Allerdings glaube ich, dass ich am Anfang gar nichts Besonderes mit meiner Arbeit ausdrücken wollte. Das war für mich ein ganz natürlicher Prozess. Das war und ist meine persönliche Reise. Ich bin so überzeugt von dem Thema, dass es für mich einfach Sinn macht und sich dann eben auch in meiner Arbeit zeigt.

Mit meinen Illustrationen möchte ich zum Nachdenken anregen und anderen Gestaltern Mut machen

my-GREENstyle: Du machst Designs und Illustrationen für nachhaltige Kunden. Gibt es Kundenanfragen, die Du ablehnen musst, weil das Unternehmen Deinen Nachhaltigkeitsansprüchen nicht genügt?
Franziska Viviane Zobel: Ehrlich gesagt finde ich es total erstaunlich, das Kunden, Unternehmen und Personen, die etwas nachhaltig vorantreiben möchten, mich gezielt suchen. Deshalb sind es auch wirklich oft Anfragen, die mich richtig begeistern und bei denen ich gerne mitmache. Es versetzt mich immer wieder in Erstaunen, was es für spannende Projekte gibt. Aber es gibt immer mal wieder Anfragen, die gar nicht zu meinem Nachhaltigkeitsverständnis passen. Vor zwei Jahren, wurde mein nachhaltig illustrierter Ratgeber publiziert. Parallel zum Erscheinungstermin hat mich ein sehr großer Pharmakonzern hartnäckig gefragt, ob ich auf deren Veranstaltung komme. Das hat für mich in Punkto Nachhaltigkeit nicht zusammengepasst, aber der Konzern konnte wohl nicht verstehen, dass ich mich davon distanzieren möchte.

my-GREENstyle: Kannst Du uns ein bisschen über deine Arbeit erzählen? Deine Illustrationen entstehen ja nicht klassisch auf dem Papier…
Franziska Viviane Zobel: Die wenigsten wissen, dass ich lange auf Leinwand mit Acrylfarben gemalt habe. Ich hatte sogar Ausstellungen in München und Stuttgart 2014/2015. Und irgendwann habe ich gemerkt, dass ich ein anderes Medium brauche. Das hat mir nicht mehr so gefallen. Das war nicht mehr das, wie ich mich ausdrücken wollte. Auch wenn der Wunsch nach echter Leinwand langsam wiederkommt, weil man so viel auf Bildschirme fixiert ist.

Ich habe lange auf Leinwand gemalt und dann gemerkt, dass ich mich anders ausdrücken
möchte.

Während meiner Leinwandphase wollte ich etwas anderes ausprobieren. Ich war damals sehr fasziniert von Comiczeichnern, die digital arbeiten. Die skizzieren Outlines und färben dann am Computer alles ein. Ich fand es unglaublich faszinierend, dass die Farbflächen – anders als bei anderen Mal- oder Zeichentechniken so perfekt waren. Also habe ich angefangen, mich damit zu beschäftigen, wie ich Kunst am Computer, am Tablet oder an einem anderen Gerät machen kann. Ich habe angefangen mit Photoshop zu illustrieren – dazu habe ich mein Zeichentablet an den Laptop angeschlossen.

Das war mir irgendwann zu viel Equipment und ich bin umgestiegen.

Das war eine Zeit lang cool. Aber wenn ich mal nicht von Zuhause arbeiten wollte hatte ich immer jede Menge Equipment dabei: Pencil, Laptop, Kabelsalat. Nach meinem Studium habe ich mir dann ein iPad Pro zugelegt und habe meine ersten Zeichenschritte mit Procreate gemacht. Das hat unglaublich Spaß gemacht. Nicht nur das iPad ist ein tolles Gerät. Auch Procreate bietet unglaublich viele Möglichkeiten. So hat das angefangen und es gefällt mir nach wie vor so gut, dass es dabei geblieben ist.

Franziska Viviane Zobel

© Markus Riedle

my-GREENstyle: Was hat sich für Dich verändert, seitdem Du mit dem iPad arbeitest?
Franziska Viviane Zobel: Das hört sich vielleicht ein bisschen komisch an, aber es ist irgendwie ein Teil von mir geworden. Es ist einfach immer sofort da und ich kann sofort loslegen ohne Umstände. Ohne kompliziert mein Setup vorzubereiten, damit ich ins Gestalten gehen kann. Ich übe ja nicht nur meinen Beruf aus. Das ist auch meine Leidenschaft. Mein Hobby. Und deshalb setze ich mich morgens als erstes hin und zeichne am iPad. Oder nachts, wenn ich nicht schlafen kann, oder wenn ich auf Reisen bin, oder im Garten, oder in der Hängematte. Für mich ist es immer da und immer startklar. Die Verfügbarkeit ist schön, weil ich mich damit immer ausdrücken kann, wenn ich möchte.

my-GREENstyle: Was schätzt Du am meisten bei der Arbeit mit diesem Gerät?
Franziska Viviane Zobel: Ein enormer Vorteil des digitalen Illustrierens ist, dass ich meine ganze Bibliothek und Sammelsurium an Pinseln und Farben in diesem einen Gerät habe. Sonst müsste ich für die verschiedenen Techniken immer einen ganzen Koffer voll Utensilien mit mir rumtragen. Das finde ich nach wie vor faszinierend daran. Außerdem lässt sich das iPad unglaublich intuitiv und einfach bedienen. Ich mache es an, habe meine digitale Leinwand und meinen Apple Pencil und schon kann’s losgehen.

my-GREENstyle: Bei der Auswahl Deiner Arbeitsmaterialien achtest Du konsequent auf Nachhaltigkeit. Du arbeitest zum Beispiel mit Graspapier oder Recyclingpapier von Gmund (auf dem wir auch unsere GREENSTYLE Bücher gedruckt haben). Inwiefern ist das iPad Pro als technisches Gerät nachhaltig?
Franziska Viviane Zobel: Ich habe mich am Anfang oft gefragt, wie ich mit einem technischen Gerät nachhaltig leben und gestalten kann. Ich finde aber das sich das heutzutage nicht ausschließen muss. Gerade weil Apple mit dem neuen iPad viele Schritte nach vorne geht und einen großen Anteil an recycelten Materialien verwendet. Das Gehäuse des neuen iPad Pro ist aus 100 Prozent recyceltem Aluminium gefertigt, ebenso das Zinn, das zum Löten des Innenlebens verwendet wird. Eigentlich sind fast alle verwendeten Materialien recycelt.

Ein technisches Gerät und nachhaltiges Arbeiten müssen sich nicht ausschließen.

Und das Tablet ist schadstofffrei, also frei von Quecksilber, Beryllium, PVC und anderen giftigen Stoffen. Außerdem ist das iPad total energieeffizient. Es hat eine sehr lange Batterielaufzeit und ist sehr langlebig. Die Akkus halten inzwischen viel länger. Was ich cool finde: Wenn ein Gerät wirklich nicht mehr funktioniert kann man es abgeben und mit einem neuem Gerät verrechnen. Noch nutzbare Teile werden so gut es geht weiterverwendet. Der Rest wird recycelt und es entstehen neue Geräte. Irgendwann soll so ja auch der Kreislauf geschlossen werden. Das hört und fühlt sich für mich gut, und nicht nach einer Wegwerfmentalität an.

my-GREENstyle: Was muss passieren, damit sich auf diesem Planeten endlich etwas tut, was ihn wirklich retten kann?
Franziska Viviane Zobel: Ich würde mir ein kollektiveres Wahrnehmen der Dringlichkeit wünschen. Alle müssten an einem Strang ziehen und erkennen, dass wir etwas tun und umdenken müssen. Umweltkatastrophen, Dürren, Rohstoffknappheit können in der Zukunft zum großen Problem werden. Es heißt immer, dass Menschen wie wir, die sich mit dem Thema so viel auseinandersetzen, in einer grünen Bubble leben. Ich habe das Gefühl, dass außerhalb der Bubble vielen das Verständnis fehlt. Dass nicht alle den gleichen Zugang zu Bildung haben ist ein echtes Problem. Deshalb wissen viele auch nicht, was man tun kann. Wir müssen das Wissen verbreiten, damit jeder handeln kann. Ökologische Alternativen aufzeigen. Ohne Zwang. Für einen positiven Wandel.

So tun also ob bringt einem selber nichts und auch sonst niemandem.

Und ich finde, dass Greenwashing aufhören sollte. Nachhaltigkeit ist so ein Buzzword geworden. Viele springen auf diesen Zug auf ohne dass Ernsthaftigkeit dahinter ist. Den Worten folgen keine Taten.

my-GREENstyle: Was würdest Du gerne ändern, wenn Du die Macht dazu hättest?
Franziska Viviane Zobel: Wenn ich so eine Macht hätte würde ich einmal schnipsen und jeder weiß was zu tun ist. Nein, Spaß … Eigentlich möchte ich so eine Macht gar nicht haben. Das Coolste wäre, wenn viele Leute mit Positivität und Kreativität begeistern, damit sich die Menschen nicht gezwungen sondern inspiriert fühlen. Ich möchte auch weiterhin gerne inspirieren und mir wünschen, dass es noch mehr Leute gibt, die das machen. Es passiert so viel: Es gibt so viele tolle neue Fair Fashion Label, so viele neue pflanzliche Alternativen, grünes, mobiles Banking… ich wünsche mir einfach, dass das ein größerer Teil der Gesellschaft wird.

Vielen Dank für das Gespräch, Franzi!

Franzis Fair Fashion Tipps

Nachdem wir eigentlich fertig waren, habe ich mit Franzi noch kurz über ihre liebsten fair Fashion Brands gesprochen. Sie liebt People Tree, Thinking Mu und Twothirds. Hat sich gerade einen knallgelben Schulterbeutel von Pinqpong gekauft. Weniger bekannt aber ein ganz besonderer Tipp ist das Wäschelabel Ebenbild by Anma. Klar, dass Jan’n June und Hund Hund (ein Hoch auf die transpatente Preisgestaltung) auch ganz vorne dabei sind. In letzter Zeit hat sie ganz viele Brands entdeckt. Neben Interior bekommt sie auf Instagram nämlich dauernd (faire) Mode angezeigt. Aber: Augen auf vor Greenwashing!

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