Immer wieder wird die deutsche Fashion Week mit anderen Modemetropolen verglichen. Statt zu feiern, was in Berlin geboten wird, nämlich fantastisches Design und wunderbares Handwerk, wird die Fashion Week von der Tagespresse totgeredet und fancy Paradiesvögel, die sich vor den Locations tummeln und es irgendwie in die Front Rows schaffen, werden abgelichtet. Die ewigen Vergleiche mit anderen Modestädten verstehe ich nicht. Und sie gehen mir ehrlichgesagt nach so vielen jahren ziemlich auf die Nerven. Warum müssen wir uns immer vergleichen, statt stolz auf das zu sein, was wir haben und sind. Wir haben eine Fashion Week, wir haben großartige Mode und wir haben etwas, was die anderen nicht haben: Wir haben eine Fair Fashion Week. Mit all den fantastischen Labels auf dem Greenshowroom, auf der Premium, den deutschen Designern, die ihre – meiner Meinung nach teilweise couturigen Entwürfe im Berliner Mode Salon (mehr dazu an anderer Stelle) zeigen, hat Berlin den Namen Fair Fashion Week verdient. Weil ja sowieso schon so viel gejammert wird, halte ich mich mit meiner Kritik deswegen auch ganz kurz. Manche Labels haben allerdings offensichtlich den Startschuss noch nicht gehört. Sie beharren standhaft auf dem tradierten Öko-Image. Und ich bitte daher eindringlich darum, dieses Auge zuzudrücken und stattdessen die wunderbaren Labels, die ich hier zusammengestellt habe, mit dem anderen genauer anzusehen. Denn Nachhaltigkeit geht eben auch in schön.
Fair Fashion Week Berlin – Review
Zurück aus Berlin habe ich jede Menge Lieblingsstücke im Gepäck, bzw. in Fotoform auf meinem Telefon. Und die will ich Euch natürlich nicht vorenthalten. Mit dabei: Fair Fashion Lieblinge von alten Bekannten und großartige Looks von neuen Entdeckungen. Viel Spaß mit meinem Fair Fashion Week Berlin Review! Die Reihenfolge ist übrigens kein Ranking!
Fair Fashion Week Darling #1: Johanna Riplinger
Es ist immer wieder eine Freude, die in Paris lebende Deutsch-Amerikanerin Johanna Riplinger zu treffen. Ihre gesamte Erscheinung ist ebenso zart, wie ihre ultra-femininen, mit Pflanzenfarben gefärbten, zart fließenden Kleider, Blusen, Röcke und Hosen. Mit „Shine“ hat Johanna übrigens gerade ihre etwas kostengünstigere Zweitlinie gelauncht. Hier finden sich ebenfalls mit Pflanzenfarbe gefärbte Lieblingsstücke aus Bio-Baumwolle. Hier geht´s zum Interview
Fair Fashion Week Darling #2: Maria Seifert
Maria Seifert habe ich bislang noch nie persönlich getroffen und ihre Kollektion – bis auf meine Hose ‚Lotta’ – nur im Internet gesehen. Das hat sich jetzt endlich geändert. Maria ist so sympathisch wie ich es mir vorgestellt habe und ihre neue Kollektion hat noch mehr Lieblingsteile in der neuen Kollektion, als ich es mir erträumt hätte. Meine Favoriten? Ein gelber A-Linen-Rock aus Wollfilz und einen fluffig-duftige, himmelblaue Bluse mit zarten Dots. Gut zu wissen: Als Futterstoffe für Mäntel & Co. verwendet die Leipzigerin Viskosestoffe, die sie als Restbestände aufkauft. Alle weiteren News zu Maria Seifert Collections demnächst im Interview
Fair Fashion Week Darling #3: Elsien Gringhuis
Seit meinem ersten Besuch auf dem Greenshowroom bin ich der Kollektion von Elsien Gringhuis verfallen. Und zwar jedem einzelnen Stück. Großartige Eco-Darlings, Zero Waste (weil nur auf Bestellung produziert), perfekte Schnitte, völlig frei von Saisons, weil sie genau so lange produziert, bis ein Material aufgebraucht ist, sind ihre Entwürfe in Books und Chapters eingeteilt. Mit der Blendscapes Capsule Collection (fotografiert by Tse Kao) hat die niederländische Designerin jetzt auch die Natur AUF ihre Kleider, Mäntel & Co. gebracht. Fazit: Conscious High Fashion der Extraklasse! Interview folgt…
Fair Fashion Week Darling #4: Jungle Folk
Zeitlose Lieblingsstücke findet man auch in der kommenden Kollektion beim Schweizer Eco-Label Jungle Folk. Hier geht es nicht um Trends, sondern um transsaisonalen Clean Chic, der zu jedem Anlass tragbar und vielfältig kombinierbar ist. Mit eco-zertifizierten Stoffen, der Zusammenarbeit mit Näherinnen in Kolumbien und Bosnien, ausgefeilten Handwerkstechniken macht Designerin Pauline Theis seit 2013 immer wieder neue Stücke, die man am liebsten alle im eigenen Schrank hängen hätte. Im Auge behalten: die coolen Shirts mit den Alexander-Calder-Prints
Fair Fashion Week Darling #5: Karin Fraidenraij
Bei einem Pressetag in München gesehen und blitzverliebt. Nicht in Karin, sondern in ihre wunderschöne und kunstvolle Strickkollektion. Die neue Kollektion heißt „Vielfalt“ und genau das ist sie auch – unglaublich vielfältig. Ich war mal wieder überrascht, was man mit Wolle alles kreieren kann: Angefangen bei den Westen und Mänteln mit flauschigen Fransen bis hin zu handgesmokten Mustern. Wir dürfen uns auf Capes, bodenlange Strickmäntel, oversized cardigans mit Kapuze von Karin Fraidenraij freuen. Entschuldigung, wenn ich mich wiederhole, Lieblingsstücke für kuschelige Cocooning-Momente zu Hause und ebenso für den leger-eleganten Office-Tag. Mein Highlight? Kann ich gar nicht sagen, aber der geringelte Strickbody sieht zu einer Marlene-Hose sicher unfassbar gut aus.
Fair Fashion Week Darling #6: Jan’n June
Vom Kickstarter zum Durchstarter – Jula und Anna haben aus einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne ein Fashion-Label gemacht, dessen Namen in der Branche inzwischen jeder kennt. Warum? Weil die beiden Powergirls genau das auf den Markt bringen, was nachhaltiger Mode bislang ein bisschen gefehlt hat. Sustainable fashion, die jung und bezahlbar ist. Absoluter Eyecatcher der neuen Kollektion von Jan´n June: das Slipdress aus recycelten PET-Flaschen. In P.I.N.K.! Und jetzt will noch mal jemand sagen, Nachhaltigkeit kann nicht sexy sein!
Fair Fashion Week Darling #7: Goodsociety
Ich habe zwei absolute Lieblingsjeans und eine davon ist vom Hamburger Label Goodsociety. Warum das so ist? Ganz einfach – es gibt für jeden Style den richtigen Schnitt, die Passformen sind perfekt, verwendet wird ausschließlich GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle und Mensch und Umwelt stehen bei der Produktion im Mittelpunkt. Noch Fragen? Ausprobieren!
Fair Fashion Week Darling #8: LangerChen
Das Label von Philipp Langer (München) und Miranda Chen (Shanghai) habe ich vor einiger Zeit bei Deargoods in München entdeckt und seit dem auf dem Radar. Endlich hatte ich die Gelegenheit nicht nur einen der beiden Macher persönlich zu treffen, sondern ausführlich in der Kollektion mit den wunderbaren Jacken und Mänteln zu schwelgen. Vom Garn bis zum fertigen Produkt werden die Outdoor-Stücke aus Naturfasern mit Funktion in der eigenen GOTS-zertifizierten Fabrik in der Nähe von Shanghai produziert. Perfekt: Die Wollmäntel mit Membran leicht, warm, wasser- und winddicht. So kann der nächste Winter kommen.
Fair Fashion Week Darling #9: P.I.C.
Wenn man mich fragt, was zu meinen absoluten Highlights der Neuentdeckungen gehört, würde ich ohne zögern das Label P.I.C. nennen. Partners in Crime haben die beiden Londoner Designerinnen ihr 2016 gegründetes Label genannt. Die beiden kommen aus der Highstreet-Fashion und nutzen jetzt mit P.I.C. ihre Erfahrung, um eine conscious capsule wardrobe zu machen. Die Kollektion umfasst acht Teile, die alle auf unterschiedliche Art getragen werden können. Mann kann sie drehen und wenden, den Reisverschluss offen oder geschlossen tragen… Fazit: Absolut durchdacht und super schön. Was braucht man mehr? Und von den beiden werden wir noch viel hören!
Fair Fashion Week Darling #10: nae
Schuhe aus PET-Flaschen, Ananasleder, Mikrofaser, Kork, recycelte Airbags – das Schuhlabel aus Portugal hatte ich tatsächlich bislang nicht richtig auf dem Schirm. Shame on me. Als ich an ihrem Stand auf dem Greenshowroom vorbeigehen wollte, hat mich ein Modell magisch angezogen: Der Budapester mit Plateausohle ist der Hammer. Und die Sneaker aus Kork. Und, und, und… In meinen kommenden Posts werdet Ihr definitiv ab sofort immer wieder Modelle von nae finden. Versprochen!
Fair Fashion Week Darling #11: Nine to Five
Dass mich die Boho-Bag von Nine to Five überall hin begleitet – als Crossbody-Bag, als Clutch, als Laptop Case – habt Ihr ja sicherlich schon bemerkt. Als nächstes habe ich mich Hals über Kopf in die Star-Booties aus der Kooperation mit dem Lüneburger Label Black Velvet Circus verliebt. Klar, dass ich Designerin Sandra Schittkowski auch diesmal auf dem Greenshowroom einen Besuch abgestattet habe, um zu sehen, welcher Genie-Streich ihr diesmal gelungen ist. Und wieder gab es fantastische, neue Stücke für moderne Power-Frauen, wie z.B. die silbernen Slipper mit Lachsleder. Muss ich wirklich noch bis zur Herbst-/Wintersaison warten? Geduld, Geduld…
Fair Fashion Week Darling #12: Rhumaa
Und noch eine Neuentdeckung, die mich sehr, sehr glücklich macht. Anja von der Green Fashion Agency MOSS in Berlin hatte mir bereits im Vorfeld von ihrem Neukunden erzählt. Hinter Rhumaa verbirgt sich ein Newcomerlabel aus Amsterdam das mit Künstlern aus Südafrika zusammenarbeitet. Das erklärt auch die fantastischen Prints auf den Blusen und Kleidern mit den herrlich zeitlosen und cleanen Schnitten. Auf dem Stand von Label-Gründer Daniel Beernink habe ich deutlich mehr Zeit verbracht als eingeplant. Weil ich zum einen immer wieder die mittelblaue Bluse aus Cupro streicheln musste und weil ich nicht müde wurde, Anja zu ihrem fantastischen Neukunden zu gratulieren.
Fair Fashion Week Darling #13: Kunert
Dass die innovative Netzstrumpfhose von Kunert aus Econyl DIE nachhaltige Fashion-Innovation des Jahres ist, steht für mich außer Frage. Für all diejenigen, die mehr über die unfassbar gut sitzenden und super angesagte Strumpfhose aus dem Meer erfahren wollen – einfach auf den Link klicken, denn ich habe die Fishnet-Tights zum Eco-Darling auf my-GREENstyle gemacht und mich ausführlich mit dem Thema befasst. Wer mehr zu Econyl erfahren möchte, findet einen entsprechenden Beitrag im GREEN Lexikon
Fair Fashion Week Darling #14: Lanius
Claudia Lanius ist DIE Eco-Pionierin in Deutschland, wenn es um die Kombination von nachhaltigen Materialien und Produktionsprozessen und super-feminen Designs geht. Vom Bouclé-Mantel über den A-Linien-Rock, die cropped pants und Schluppenblusen gibt es in ihren Kollektionen alles, was Frau in ihrem Kleiderschrank braucht. Gefertigt aus Materialien wie Tencel, Hanf, Bio-Baumwolle, pflanzlich gegerbtem Leder. So wie der cognacfarbene Rock, den ich auf dem Kampagnenmotiv entdeckt und mir bereits für die kommende Wintersaison vorgemerkt habe. Ein Interview gibt es hier.
Fair Fashion Week Darling #15: Maravillas Bags
Die schönen Taschen von Maravillas Bags gibt es in drei Ausführungen: als Leder-Variante, als Variante aus pflanzlich gegerbtem Leder und als vegane Variante aus Ananasleder, einer Faser, die aus den Ananasblättern hergestellt wird. Selbstverständlich haben es mir die herrlich leichten , etwas knautschigen Modelle aus Ananasleder, die als Backpack, Shopper, Clutch und Crossbody-Bag erhältlich sind, angetan. Diese Eco-Darlings werden übrigens mit viel Liebe auf Mallorca handgefertigt.
Fair Fashion Week Darling #16: Alina Schürfeld
Auf dem Boden bleiben kann man mit den teilweise schwindelerregend hohen Heels von Alina Schürfeld wohl kaum. Wer sich für die Stiefeletten in Signalblau entscheidet, der will nicht nur hoch hinaus. Der Trägerin des kunstvollen Accessoirers wird mit großer Sicherheit einiges an Aufmerksamkeit zuteil. Neben den „Skyscrapern“ gibt es in der Schuhkollektion der Hamburger Designerin natürlich auch fantastische flache, vom klassischen Herrenschuh inspirierte Schnürer, die zu androgyn angehauchten Looks eine hervorragende Wahl sind.
Auf welche Themen von der Berlin Fashion Week Ihr Euch noch freuen könnt? Hier klicken
2 thoughts on “Fair Fashion Week Berlin – HW 2017/18”
Hi Mirjam! Congratulations for this post and for your blog! Great job 🙂 We visited Berlin Fair Fashion Week but thanks to your articles we found interest things we missed.
Keep on posting, and best regards from Spain!
Thank you so much for your kind words. It really makes me happy to read, that you found inspiring labels in my post. That’s the reason why I started my-GREENstyle – to find interesting topics and labels to inspire others. All the best from Munich to Spain, *mirjam